Sonntag, 26. September 2010

Ein Besuch bei Monet

Um unserem Gedankencafé auch einmal Kunstgedanken beizufügen, erscheint hier passend zur Jahrhundert- Monet- Ausstellung, die zur Zeit in Paris stattfindet, ein Auszug aus einem Reisetagebuch:

Paris, 03. August 2010

Giverny

„… In Giverny angekommen liefen wir durch die fast pittoreske Ansammlung von Häusern bis zur Fondation Claude Monet und betraten dort nach kurzem Anstehen den vielgemalten und vielbetrachteten Garten Monets.

Der Garten ist traumhaft, anders lässt er sich nicht beschreiben. Beete voller Blumen in allen erdenklichen Farben und Formen, manche begrenzt durch niedrige Obstbäume, die wie Reben auf Schnüren entlang der Wege gezogen wurden. Wege führen viele durch dieses Farbenreich, nahezu jedes Beet könnte von einem Wegchen aus betrachtet werden, wären nicht nur die Hauptwege für die Besucher geöffnet.

Das längliche, zugewachsene Haus steht ruhig und erhaben trotz der vielen Menschen, die sein Inneres mit neugierigen Augen begutachten und nach dem Geist vergangener Tage suchen; es blickt gelassen aus seinen vielen Fenstern auf dieses kleine Paradis, atmet die Düfte der Blüten, die nach einem Sommerregen vollkommen betörend sein müssen. Unser Weg führte uns durch den Garten hin zu einem kleinen Tunnel, der uns unter der angrenzenden Straße hindurch zum Wassergarten brachte, der in einem eigenen Grundstück angelegt ist.

Betritt man diese Welt, eröffnet sich einem die Seele von Monets Seerosenbildern. Ein kleiner Weg führt über einen Bachlauf, um ein Dickicht aus meterhohem Bambus und schließlich liegt er vor einem: der Seerosenteich. Ein Trauerweidenpaar blickt sich über das Wasser hin an, zwei Brücken neigen sich an je einem Ende über den See und die Ufer schmücken Bäume, Sträucher und unzählige Blumen. Alles scheint einem seltsam vertraut und doch steht man ein wenig atemlos und stumm vor diesem Wasser mit seinem Schmuck aus Rosen und der Reflektion des Himmels, das so oft gemalt wurde und doch nicht häufig genug.

Man begreift, welcher Zauber Monet fesselte, der ihn wieder und wieder dieses Wasser, diesen darin gebannten Himmel malen ließ. Könnte man halbwegs sicher den Pinsel schwinden, man wollte sofort das gleiche tun- und weiß doch, dass niemand mehr den Teich so gut kennen und erfassen wird, wie sein Erschaffer und wohl häufigster Besucher. Wir umrundeten das Gewässer, so wie viele Besucher mit uns, versuchten, die Atmosphäre in uns aufzunehmen und sie in Fotos festzuhalten.

Kurz vor Verlassen des Gartens bricht für einige Augenblicke die Sonne durch die Wolken und lässt den Teich erstrahlen. Für einen Moment steht sie Zeit still.“

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